Es ist ein bonbonfarbener Angriff auf die Hoffnung, dass wir Gerechtigkeit finden können
[Ed. note: This essay contains descriptions of sexual assault and violence. It also reveals and analyzes the ending of Promising Young Woman.]
Der Trailer zu Emerald Fennells Promising Young Woman neckte eine neue Geschichte über sexuelle Gewalt aus einem ungewöhnlichen und beeindruckenden Blickwinkel. Filme und Fernsehsendungen, die sich mit sexueller Gewalt befassen, sind immer noch zu oft rückläufig und ausbeuterisch und werden verwendet, um die Schurkerei eines Antagonisten oder die Motivation eines Helden zu verkürzen. Sie konzentrieren sich häufig darauf, wie sich Angriffe auf die männlichen Charaktere auswirken, die mit dem Überlebenden verbunden sind, unter anderem auf beleidigende Tropen. Darüber hinaus ist ein Großteil des Geschichtenerzählens einfach langweilig und basiert auf denselben Story-Beats, wie dem Einsatz sexueller Übergriffe, um eine unbeliebte Frauenfigur schmackhafter zu machen. Aber die vielversprechende junge Frau schien etwas anderes zu servieren. Fennells Geschichte sah aus, als würde sie versuchen, aus den alten Mustern auszubrechen.
So viel von Fennells Regiedebüt ist gut ausgearbeitet. Das Casting von Nice Guys aus den 2000er Jahren wie Adam Brody (Seth Cohen von The OC) und zwei emotional gesunderen Exen von Veronica Mars (Chris Lowell und Max Greenfield) schien inspiriert. Die Girl Culture-Ästhetik wird fachmännisch angewendet, von der unverhohlenen Verwendung von Popmusik, die normalerweise als „schuldiges Vergnügen“ bezeichnet wird, wie ein Britney Spears-Cover und ein Paris Hilton-Bop, bis hin zur sanften Pastellästhetik der Tagesrituale des Protagonisten.
Ich war an Bord für die Geschichte von Cassie, einem Schulabbrecher, der eine kleine nächtliche Rache für ihre beste Freundin Nina ausübte, die in der Medizinschule vergewaltigt wurde und später scheinbar durch Selbstmord starb. Cassie ist selbst keine Überlebende sexueller Gewalt, aber sie trägt ihr eigenes Trauma und die Schuld der Überlebenden, da Ninas beste Freundin, die in der Nacht der Vergewaltigung nicht da war, keine Gerechtigkeit für sie bekommen und dann nicht retten konnte ihr bester Freund. Als Überlebende sexueller Übergriffe erkannte ich so viel von mir selbst darin, wie Cassie besessen wird, sich selbst sabotiert, unangemessene Risiken eingeht, sich in ihre Tage im Café und ihre Nächte auf der Suche unterteilt und ihr Leben klein macht und isoliert.
Im Finale des Films tötet Ninas Vergewaltiger Al (Chris Lowell) Cassie und verbrennt ihren Körper, ohne zu wissen, dass sie bereits dafür gesorgt hat, dass die Beweise gegen ihn die Polizei erreichen. Die Bullen tauchen bei Al’s Hochzeit auf, um ihn wegen Cassies Mordes zu verhaften, aber sie muss sterben, damit sie sich darum kümmern. Es ist übel.
“Ich musste ehrlich sein”, sagte Fennell EW. „So funktioniert das System. Das Haus gewinnt immer. Für mich wäre es eine enorme Ungerechtigkeit, den ganzen Weg durch diesen Film so ehrlich zu sein und dann ein Hollywood-Ende zu haben, das uns auch alle vom Haken lässt. “
Das ist eine verständliche Perspektive. Aber ab wann verdienen Überlebende weniger traumatisches Geschichtenerzählen? Wann sehen wir eine bessere Welt, in der Menschen mit Trauma heilen, sich verlieben, Gerechtigkeit suchen oder einfach nur leben können? Wie lange müssen wir für andere Menschen Objektunterricht über unseren eigenen Schmerz geben?
Um es klar auszudrücken: Promising Young Woman ist beispielsweise Game of Thrones Lichtjahre voraus, das sich nicht auf ein Opfer, sondern auf einen männlichen Zuschauer konzentrierte. Oder Red Sparrows Freude, Jennifer Lawrences Charakter wegen Nervenkitzel zu quälen. Oder der angeblich feministische Vergewaltigungs-Rache-Streifen Revenge aus dem Jahr 2017, bei dem der männliche Blick stark genutzt wird. Fennells Film ist nicht einzigartig – vor fünf Jahren hat Sweet / Vicious diesen Grundstein mit einer Kumpelkomödie über zwei College-Studenten gelegt, die zu Anti-Vergewaltiger-Wächtern werden. Die Show, die von Forschungen über Traumata und tatsächliche Fälle von sexuellen Übergriffen auf dem Campus getragen wird, hat bis heute eine beliebte Anhängerschaft. Unglaubliche und drei Werbetafeln Außerhalb von Ebbing gibt es in Missouri Nichtüberlebende, die als rächende Engel dienen – in der wahren Geschichte von Unglaublichen sind sie Polizisten, während in drei Werbetafeln die trauernde Mutter eines Opfers (Frances McDormand) eine Wut ist, ähnlich wie Cassie . Auf jeden Fall verwendet es trotz aller Verdienste der vielversprechenden jungen Frau immer noch Trauma und sexuelle Gewalt, um den Unaufgeklärten eine Lektion zu erteilen und den tatsächlichen Überlebenden zu sagen, dass der Preis für Gerechtigkeit unser Leben ist. Wann bekommen wir Geschichten auf den Bildschirm, die uns nicht unbedingt verkratzen, angeblich im Dienste unserer Sache?
Ich verstehe Fennells Unwillen, die Geschichte ordentlich in einen Bogen zu binden. Ungefähr sechs Jahre lang sprach ich als Freiwilliger durch mein örtliches Vergewaltigungskrisenzentrum. Die Gruppen, die ich ansprach, waren unterschiedlich, aber ob es sich um Studienanfänger, Jurastudenten, Brüder oder Angehörige unseres Militärs handelte, sie hatten Ähnlichkeiten. Früher verspürte ich das Bestreben des Publikums, ein guter Überlebender ™ zu sein, der jedes Mal, wenn ich meine Geschichte öffentlich erzählte, das gab, was mir passiert war. Sie würden Silberstreifen vorschlagen, wie Anwälte, die einen Zeugen führen und hungrig danach sind, sich besser zu fühlen, was mit mir passiert ist. “Aber jetzt scheint es dir gut zu gehen, oder?” “Ich meine, bereust du es wirklich, wenn es dir geholfen hat, ein so guter Aktivist zu werden?” “Du bist immer noch mit dem Freund zusammen, oder?” Und das Schlimmste von allem: “Was kann ich meiner Tochter sagen, die im Herbst aufs College geht?” Übersetzung: Wie kann ich verhindern, dass sie jemals zu dir wird? Wie haben Sie das verursacht und wie kann sie sicherstellen, dass sie niemals ihren eigenen sexuellen Übergriff verursacht?
Die Antwort ist, dass es mir sowohl gut als auch nicht gut geht. Ja, ich wünschte ich wäre nicht angegriffen worden. Ich würde meine Erfahrungen mit sexueller Gewalt und die aller anderen sofort entfernen, wenn Sie zufällig magische Lampen kennen. Ich bin im Moment mit niemandem zusammen – von jemandem angegriffen zu werden, den ich interessierte und dem ich vertraute, hat das Dating schwierig gemacht. Und am Ende gibt es erschreckend nahe an nichts, was Einzelpersonen tun können, um ihre eigenen Angriffe zu verhindern, was Cassandras aus uns allen Überlebenden macht – und manchmal sogar aus unseren besten Freunden. Wir kennen die Wahrheit: Dies kann jedem von uns jederzeit passieren. Keiner von uns ist sicher. Es gibt keine magische Beschwörung, um das Böse abzuwehren.
Bild: Fokusfunktionen
Indem Fennell Promising Young Woman mit Cassies „Sieg“ nach dem Tod beendet, hat er stattdessen einen klaren Preis für Rache festgelegt. Ein Großteil des Films beschreibt die Art und Weise, wie Cassie zu Lebzeiten für Nina für Gerechtigkeit arbeitete, und stieß auf Gleichgültigkeit und Widerstand jeder Institution, an die sie sich wandte. Es ist wirklich verwirrend, dass die Polizei am Ende des Films plötzlich an Phantombeweise in einem Film glaubt und darauf reagiert, der ansonsten stillschweigend anerkennt, dass die Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden bei Fällen sexueller Übergriffe kein Anfänger ist. Trotzdem kommt die Kavallerie, wenn es für beide Frauen, denen Unrecht getan wurde, zu spät ist.
Einige Zuschauer und Kritiker sehen dieses Ende als Lackmustest. Feiern Sie es und Sie sind eine Feministin, die die Tiefe des Films versteht. Wenn es Ihnen eine Pause gibt, sind Sie wahrscheinlich an der Vergewaltigungskultur beteiligt. In einem Interview mit Bustle sagte Lowell: „Ich finde es toll, dass es viele Menschen geben wird, die von diesem Film beleidigt werden. Es gibt auch viele Leute, die sich von diesem Film bestätigt fühlen werden. “ Im selben Interview beschrieb sich Brody als “nicht zu sympathisch für die Männer, die vor Angst kauern”, diesen Film zu sehen. Wie die männlichen Darsteller es ausdrückten, sind diejenigen, die sich Sorgen machen, wahrscheinlich sexistische Idioten.
Aber es gibt nichts “Du gehst Mädchen!” über das Ende von Promising Young Woman, und es ist frustrierend, wie angenehm es ist, wenn Cassie den ultimativen Preis zahlt, die Fortsetzung von Frauen, die sich im Namen der Gerechtigkeit mit Leib und Seele opfern. Sicherlich haben viele Menschen, einschließlich der Überlebenden, dieses Ende gesanglich genossen. Einige sehen es als die einzige künstlerisch korrekte Wahl an und finden es sogar ermächtigend. Cassies Fähigkeit, ein Maß an Gerechtigkeit von jenseits des Grabes zu fordern, fühlt sich übermenschlich an und macht sie mächtiger als Ninas Täter.
Aber das Ende wird wahrscheinlich am meisten für diejenigen stechen, die die Ungerechtigkeit sexueller Übergriffe aus erster Hand erlebt haben. Es ist eine Sache, immer vermutet zu haben, dass die Verfolgung jeglicher Form von Gerechtigkeit gegen meinen Täter oder die Täter meiner Freunde mein Leben auf den Kopf stellen würde. Es ist eine ganz andere Sache, eine bonbonfarbene Version davon zu sehen, wie ich beim Versuch sterben könnte.
Selbst wenn Sie glauben, dass der Preis, den Cassie für Gerechtigkeit zahlt, fair ist, lässt die Art von Gerechtigkeit, die vielversprechende junge Frauen austeilen, zu wünschen übrig. Es ist eindeutig nicht das stilisierte Rache-Blutbad, das typisch für das Genre der Vergewaltigung-Rache ist, das Hot-Dog-Bilder tropft und dem Gegenteil zwinkert. Trotz dieser schüchternen Andeutungen, dass Cassies nächtliche Mahnwache gewalttätig ist, spricht sie nur mit dem Kerl, als wir endlich eine vollständige Begegnung sehen. In Revenge geht die Protagonistin Jen auf die verbrannte Erde und tötet nicht nur ihren Vergewaltiger, sondern jeden Mann, der ihn befähigt hat, auf eine Weise, die ein ganzes Ferienhaus in einen blutigen Ausrutscher verwandelt. Der Sweet / Vicious-Pilot hat Bürgerwehrleute, die einen Vergewaltiger ermorden und Wicked mit seiner Leiche im Kofferraum mitsingen – und das war 2016 auf einem einfachen Kabel. Vielversprechende „Rache“ für junge Frauen – ein gutes ernstes Gespräch für ein Notizbuch voller Brüder , ein fehlgeschlagener Versuch, Ninas Namen in Al’s Bauch zu schnitzen, und was auch immer die Bullen für Cassies Tod kochen – sieht im Vergleich geradezu dürftig aus.
Anstelle eines karikaturistischen, fröhlich-manischen Amoklaufs provoziert Cassie nur etwas Angst, wechselt hoffentlich ein paar Perspektiven und lässt dann einen Mann verhaften, obwohl er Brock Turner völlig aus der ganzen Situation herauskommen wird. Sollte das Publikum plötzlich so tun, als sei das Strafrechtssystem in Fragen häuslicher und sexueller Gewalt hilfreich? Ignorieren wir jetzt absichtlich, dass die Polizei häufiger häusliche und sexuelle Gewalt begeht als die allgemeine Bevölkerung, eine Tatsache, die Netflixs Unglaubliches möglicherweise allein erkennt?
Foto: Fokusfunktionen
Das Ende ist eine No-Win-Situation. Erzielen Sie einen Treffer für Cassie, indem Sie sich auf unser Karzeralsystem berufen, von dem viele Überlebende zu Recht nicht glauben, dass es sie unterstützt, und einige wollen es sofort abschaffen. Wenn Sie dies mit einem Tod ausgleichen, der so ein Verrat ist, hoffen einige Zuschauer, dass Cassie irgendwie ist noch am Leben, bis sie die pastellfarbenen Fingernägel an ihrer leblosen Hand sehen, die aus einem Feuer ragen. Nicht gerade kathartisch.
Bisher hat ein Großteil des Schreibens über das Ende von Promising Young Woman angenommen, dass Cassies Tod ein notwendiger Teil der Geschichte war und dass die rechtlichen Konsequenzen eine Salbe sind, die die Grausamkeit verringert. Das ist zwar die Reihenfolge des Plots, aber nicht die Reihenfolge der Operationen zum Schreiben des Skripts. Cassies Tod war nie erforderlich. Für diejenigen, die einen Film über Vergewaltigung und Rache erwarteten, stand Rache immer auf der Speisekarte. Aus dieser Perspektive ist Cassies Tod die Wendung, die sich wie eine Zahlung anfühlt, die sie leisten muss, um ihre Rache zu üben. Es gibt weitaus größere Unterschiede in Bezug auf Heilung, Gerechtigkeit, Rache und Cassies Selbstsabotage, was zu einem nuancierteren Ende hätte führen können.
Michaela Coels HBO-Miniserie I May Destroy You macht genau das und drängt gegen Hollywoods Bedürfnis nach handlungsorientierten Endungen. Indem Coel, die selbst eine Überlebende ist, ein Kaleidoskop der Möglichkeiten für die Wege bereitstellte, die ihre Protagonistin gewählt haben könnte, und sich weigerte, das Saisonfinale an das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen anzuknüpfen, schuf sie ein Ende, das entmutigend und emotional resonant ist. Es zieht keine Schläge und ist zutiefst realistisch für die Erfahrung der Überlebenden, die nie wirklich endet.
Es ist nicht besonders revolutionär zu sagen, dass Vergewaltigungskultur schrecklich und ungerecht ist. Vielversprechende junge Frau kann es nur empfehlen, insbesondere Carey Mulligans starke Leistung und der verächtliche weibliche Blick der Kamera in der Eröffnungsszene. Die neuartigste Erkenntnis des Films war auch die am wenigsten diskutierte: die Art und Weise, wie Bo Burnhams Ryan, ein Mann, den Cassie liebt. Sie vertraut vorsichtig seiner Güte, nachdem er sich wiederholt bewährt hat. Trotzdem ist er an Ninas Vergewaltigung beteiligt. Sein Verhalten, sobald Cassie ihn konfrontiert, ist erschreckend; Dieser differenzierte Blick auf einen alltäglichen Verrat innerhalb der Vergewaltigungskultur ist eine Seltenheit auf dem Bildschirm. Leider ist der Punkt, den der Rest des Endes anstrebt, weder neu noch aufschlussreich. Was ist aufschlussreich daran, ein weiteres totes Opfer von Gewalt gegen Frauen auf unsere Bildschirme zu bringen?